Gesetz zur Tötung von Straßenhunden in der Türkei

|27. Juli 2024 @ 11:18

Trotz massiver Proteste der Bevölkerung und auch aus dem Ausland wurde der umstrittene Gesetzesentwurf ins Parlament eingebracht. Am Montag soll das Gesetz beschlossen werden! Wir sind entsetzt, verzweifelt, enttäuscht und wütend über die Grausamkeit, die 4 Millionen Straßenhunden droht! 

Um was geht es? 

Das neue Gesetz sieht vor, dass Straßenhunde in der Türkei zukünftig eingefangen und in staatliche Tierheime gebracht werden. Sind sie nach 30 Tagen nicht vermittelt, werden sie getötet. Leider sind die Details des Gesetzes unklar und Auslegungssache: Während in einigen Quellen davon die Rede ist, dass nur aggressive und kranke Tiere getötet werden sollen, gehen andere von Massentötungen aus. Letztlich wird es wohl keine Kontrollen geben und was in den Tierheimen hinter verschlossenen Türen vorgeht, wissen nur die Hunde, die das Gebäude ohnehin nicht lebend verlassen werden. In den letzten Jahren wurden immer wieder versteckt gedrehte Videos geteilt, die zeigen, dass auch vor dem neuen Gesetz bereits Hunde von Mitarbeitenden des Tierheims totgeprügelt oder angebunden und mit Schaufeln erschlagen werden. 

Wieso wurde das neue Gesetz eingebracht? 

In der Türkei leben schätzungsweise 4 Millionen Straßenhunde. Um das Gesetz zu begründen, argumentiert die Regierung, es sei in den letzten Jahren vermehrt zu Angriffen durch Straßenhunde auf Menschen, insbesondere Kinder, gekommen. Gleichzeitig werben sie großflächig mit Bildern angeblicher Bissverletzungen und aggressiver Hunde. Unsere Erfahrungen mit Straßenhunden vor Ort sehen ganz anders aus. Dass wir auf den Bergtouren oder Fahrten durch die Umgebung von Straßenhunden angegriffen werden, kommt nie vor. Die meisten Hunde sind entweder freundlich und suchen Streicheleinheiten, oder sie sind scheu und suchen schnell das Weite. Zur Konfrontation kommt es nie. 

Warum gibt es so viele Straßenhunde in der Türkei? 

Das Problem ist Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte alt. Viele Straßenhunde sind Nachkommen unkastrierter Haustiere oder Arbeitshunde. In der Türkei sind nur wenige Hunde kastriert und sie vermehren sich unkontrolliert. In den meisten Gemeinden gibt es keine Kastrationsprojekte, zu teuer, zu aufwendig... Jahrzehntelang wurde das Problem ignoriert und nun soll eine schnelle, billige Lösung her: Die Hunde sollen getötet werden. Das Problem ist demnach menschengemacht: Menschen setzen ihre unerwünschten oder ausgedienten Hunde aus und kastrieren ihre eigenen, frei laufenden Tiere nicht. 

Töten ist keine Lösung 

Erfahrungen aus anderen Ländern mit Tötungsstationen wie Spanien und Rumänien zeigen: Töten ist keine Lösung! Die Tiere vermehren sich schnell und es kommen neue Hunde nach. Anfangs sinkt die Zahl der Tiere zwar, doch sie stabilisiert sich schnell wieder und man hat nahezu genauso viele Straßenhunde wie zuvor, die von den Hundefängern entvölkerten Gebiete werden innerhalb weniger Tage doer Wochen von neuen Jungtieren bevölkert, die sich wieder vermehren. Tötungsstationen produzieren nur noch mehr Leid. 

Wir wollen kastrieren 

Was von offizieller Seite versäumt wird, bleibt nun an privaten Tierschutzvereinen hängen: Wir wollen kastrieren! Dafür sammeln wir Spenden und suchen Kastrationspaten. Trotz der drohenden Verschärfung der Lage haben wir uns entschlossen, in den nächsten Wochen eine neue Kastrationskampagne in den Bergen zu starten. Uns ist bewusst, dass die frisch kastrierten Tiere möglicherweise eingefangen und getötet werden, jedoch ist davon auszugehen, dass die Tiere in den entlegenen Gegenden der Berge zunächst unbehelligt bleiben, da die Hundefänger sich auf die Städte konzentrieren werden. Wir wollen beweisen: Es geht auch anders! Kastrationen sind weit wirkungsvoller als Tötungen, da die Tiere keine Nachkommen mehr produzieren und sich die Zahl der Tiere so langfristig stabilisieren kann.

Kastrationskampagne

Was du tun kannst: 

  • Adoptiere einen Hund aus der Türkei oder übernimm eine Patenschaft - gemeinsam retten wir Leben! 
  • Folge #yasayigericek auf Instagram oder Facebook um über Neuigkeiten und aktuelle Protestaktionen informiert zu werden.
  • Unterzeichne die Petition
  • Du kannst eine Protest-Email versenden, eine Vorlage findest du hier