Umgang mit verletzten und kranken Tieren

Sie haben im Urlaub in der Türkei ein krankes oder verletztes Tier gefunden und möchten dem Tier helfen oder das Tier mit nach Deutschland nehmen? Wir erklären, was Sie tun können und beantworten die häufig gestellten Frage.

Umgang mit Fundtieren

Auf der Straße werden die Tiere schnell krank, da sie Wind und Wetter ausgesetzt sind, häufig zu wenig zu essen finden und sich untereinander schnell anstecken können. Die Fellnasen sind meist viel zu dünn und ihr Immunsystem geschwächt. Einmal erkrankt ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf der Straße ohne medizinische Versorgung sterben, leider sehr groß. Für Interessenten stellen wir hier die Krankheiten kurz vor, mit denen wir häufig zu tun haben. Natürlich gibt es noch weitere, hier nicht aufgeführte Krankheiten. Zu jeder dieser Krankheiten gibt es in der Tiermedizin unterschiedliche Erkenntnisse und Behandlungsmethoden.

Wir sind Tierschützer, keine Tierärzte! Daher möchten wir uns hier auf allgemein anerkannte Basisinformationen beschränken und die weitere Aufklärung den studierten Tiermedizinern überlassen. Wenn Sie ein Tier aus dem Ausland adoptieren möchten oder adoptiert haben, lassen Sie sich von ihrem Tierarzt beraten. In den meisten Fällen wird dem Tier ein halbes Jahr nach seiner Ankunft, denn das ist die maximale Inkubationszeit vieler Krankheiten, Blut abgenommen. Dieses Blut wird im Labor untersucht und Sie erhalten dann einen Befund, aus dem hervorgeht, ob Ihr Tier beispielsweise eine Mittelmeerkrankheit hat. 

Die untenstehenden Schilderungen und Bilder dienen nicht dazu, Personen, die ein Tier aus der Türkei adoptieren möchten, abzuschrecken. Wir möchten aufklären und Menschen anregen, sich mit den Krankheiten zu beschäftigen. Auch ein infiziertes Tier kann ein langes und glückliches Leben haben und verdient es, adoptiert zu werden.

Krankheiten bei Hunden und Katzen

Leishmaniose

Ein besonders schwerer Fall von Leishmaniose
Ein besonders schwerer Fall von Leishmaniose

Leishmaniose gehört zu den Mittelmeerkrankheiten, wobei die Bezeichnung irreführend ist, da diese Gruppe von Krankheiten auch fernab des Mittelmeerraums verbreitet ist. Die Infektionskrankheit wird durch den Stich der Sandmücke übertragen. Der pos. Titer im Blut zeigt an, dass der Hund mit Leishmanien infiziert ist. Er zeigt NICHT an, ob der Hund auch an Leishmaniose erkrankt ist. Die Hunde infizieren sich im Herkunftsland über den Stich der Sandmücke mit den Leishmanien. Viele überwinden diese Infektion mit ihrem eigenen aktiven Immunsystem. D.h. sie sind zwar lebenslang infiziert, können aber ohne Ausbruch der Erkrankung ein `normales Hundeleben` führen. Eine Ansteckung zwischen Hunden oder auch dem Menschen ist sehr unwahrscheinlich und nur durch Blutübertragung z.B. bei der Geburt von der Mutter auf die Welpen. Im Speichel oder Urin ist der Erreger nicht übertragbar. Erste Symptome der Krankheit sind Gewichtsverlust, Apathie und geschwollene Lymphknoten, im weiteren Verlauf der unbehandelten Krankheit kann es unter anderem zu einer Vergrößerung von Milz und Leber, Fieber, Hautgeschwüren, Ekzemen und Haarausfall kommen. Zwischen Ansteckung und dem tatsächlichen Ausbruch der Krankheit können mehrere Jahre vergehen. Wichtig ist, dass Sie ihr Tier immer gut beobachten, um einen beginnen Ausbruch schnell zu erkennen und entgegenwirken können. Den Erreger wieder loswerden kann der Hund leider nicht. Nach einem Ausbruch kann durch eine vernünftige Medikation die Krankheit gut in Schach gehalten werden. In Deutschland mit einem erfahrenen Tierarzt und der richtigen Beratung ist Leishmaniose sehr gut behandelbar. Ein sehr bekanntest Medikament bei einer aktiven Leishmaniose ist Allopurinol. Die Kosten für Tabletten liegen durchschnittlich bei zehn-zwanzig Euro im Monat. Während der Gabe von Allopurinol sollte auf eine purinarme Ernährung geachtet werden. Bei korrekter Behandlung haben die Tiere eine normale Lebenserwartung.

  Mehr über Leishmaniose


Räude

Ein Rüde mit schlimmer RäudeDerselbe Rüde ein halbes Jahr später
Ein Rüde mit schlimmer Räude. Vorher und ein halbes Jahr später

Räude ist auch unter dem Namen “Krätze” bekannt. Es handelt sich dabei um eine Hautkrankheit, die entzündete und nässende Wunden hervorruft, die dann verkrusten und dazu führen, dass der Hund “versteinert” aussieht. 

Räude ist sehr ansteckend und wird von Parasiten übertragen, die sich in der Haut des Wirts einnisten. Menschen können sich bei Hunden nicht anstecken. Räude kann in allen Körperregionen auftreten und sich über den ganzen Körper ausbreiten. Meistens zeigt sich die Infektion zunächst an Ohren, Augen, Ellenbogen oder Sprunggelenken. Dies ruft bei dem betroffenen Hund einen starken Juckreiz hervor und unbehandelt verschlechtert sich der Zustand des betroffenen Tieres schnell. Durch die Belastung des Immunsystems ist der Hund dann auch anfälliger für weitere Krankheiten. "Snijder" ist vollständig geheilt.Die gute Nachricht ist – Räude ist sehr gut behandelbar. Wichtig ist, nicht nur den Hund, sondern auch seinen Aufenthaltsraum zu reinigen, beispielsweise den Hundekorb zu waschen, um die Parasiten loszuwerden. Weitere im Haushalt lebende Hunde sollten profilaktisch ebenfalls behandelt werden, um eine Ansteckung zu verhindern. Ein Hund kann sich durch die Behandlung mit Tinkturen für die Haut und Medikamenten vollständig erholen und wieder gesund werden.

Parvovirose

Hündin
Hündin

Parvovirose ist eine Viruskrankheit, die besonders ansteckend und hochgefährlich ist. Eine unbehandelte Infektion endet in über 50% der Fälle tödlich. Welpen sind besonders gefährdet, sie sterben meist noch vor der 12. Lebenswoche an einer Herzmuskelentzündung oder Blutvergiftung, die das Virus auslöst. Etwa vier bis sieben Tage nach der Infektion bricht das Virus aus, zunächst kommt es zu oft blutigem Erbrechen und starkem Durchfall, begleitet von Fieber. Die Tiere dehydrieren und sind geschwächt, werden apathisch und stehen nicht mehr auf. Überlebt ein Tier den fünften Tag, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder gesund wird. Einmal genesen sind die Betroffenen gegen die Krankheit immun. Doch die Krankheit kann auch Spätfolgen, beispielsweise am Herzen, hervorrufen. Was das Parvovirus so gefährlich  macht ist, dass es wochenlang auf Oberflächen überleben kann, das bedeutet, wenn ein infizierter Hund etwas berührt und Tage oder Wochen später ein gesunder Hund dieselbe Stelle berührt, er sich anstecken kann. Personen, die einem infizierten Hund nahegekommen sind, sollten nach der Begegnung gründlich duschen und alle Kleidung waschen, bevor sie Kontakt mit einem anderen Hund haben. Eine Infektion kann durch eine Impfung verhindert werden. Welpen müssen, je nach Impfstoff, für diese Impfung ein Mindestalter von vier bis zwölf Wochen haben. Bis zur Wirkung der Impfung sind sie besonders gefährdet, sich anzustecken. Straßentieren bleibt diese Impfung leider verwehrt, sodass Parvo sich dort ungestört verbreiten kann und wir immer wieder Welpen finden, die erkrankt sind.

Giardien

Giardien können sowohl Hunde als auch Katzen betreffen.
Giardien können sowohl Hunde als auch Katzen betreffen.

Giardien sind kleine Einzeller, die als Parasiten im Dünndarm von Hund oder Katze leben. Dort stören sie den Verdauungsablauf, was zu wässrigem Durchfall führt. Betroffene Tiere dehydrieren stark, wirken lust- und appetitlos und verlieren, bei schwerem Verlauf, stark an Gewicht. Besonders junge Tiere oder solche, deren Immunsystem bereits durch eine andere Krankheit geschwächt ist, sind betroffen. Erwachsene und gesunde Hunde überstehen die Infektion bei medizinischer Behandlung meist schnell und gut.Die Tiere können sich untereinander anstecken, einige Arten von Giardien können auch Menschen befallen. Der Befall ist aber mit einem vom Tierarzt zu verordnenden Medikament sehr gut behandelbar. Immunschwache Tiere können jedoch schnell wieder erkranken, daher ist auf einwandfreie hygienische Verhältnisse und eine tierärztliche Nachkontrolle zu achten.

Dirofilariose & Herzwurmerkankung

Auch Herzwürmer fallen unter den Oberbegriff der Würmer. Allerdings ist der Name irreführend, da in erster Linie die Lunge geschädigt wird. Dirofilariose wird durch Mückenstiche übertragen. Da die Würmer einen recht langen Lebenszyklus haben, sind sie meist erst ca. 6 Monate nach der Infektion nachweisbar. Sie schädigen die Lunge und können so Flüssigkeitseinlagerungen hervorrufen, die dann zu Kurzatmigkeit, chronischem Husten oder Atemnot führen. Bei einem langfristigen, schweren Befall kann es zu einem Lungenversagen kommen. Manche Tiere sind jahrelang ohne Symptome. Es ist daher empfehlenswert, Tiere aus dem Ausland je nach Empfehlung des Tierarztes 3 bis 6 Monate nach ihrer Ankunft testen zu lassen. Dies erfolgt über Blutabnahme. Die Krankheit ist behandelbar, aber die Behandlung sehr langwierig.

Milben

Milben verursachen starken Juckreiz.
Milben verursachen starken Juckreiz.

Ein Milbenbefall kann eine bakterielle Entzündung hervorrufen, also eine entzündete Haut oder sogar Haarausfall. Betroffene Tiere kratzen sich meist vermehrt und fügen der Haut damit oft durch die eigenen Krallen Verletzungen zu. Auch Haarausfall, Schuppen oder Krusten können Indizien für einen Befall sein. Diese Parasiten sitzen meist an den empfindlichen Körperregionen wie den Ohren. Wird ein Milbenbefall erkannt, lässt sich dieser durch Shampoos, Sprays oder Gele behandeln. Nach Abschluss der Behandlung ist das Tier wieder vollständig gesund. Schwere oder tödliche Folgen kommen durch Milben nur in Ausnahmefällen zustande.

Zecken

Unter einer Zecke kann sich vermutlich jeder etwas vorstellen. Die Spinnentiere verbeißen sich in der Haut und saugen das Blut ihres Wirtes. Bei einem starken Befall, bereits anderweitig erkrankten Tieren oder Jungtieren kann dies zu Blutarmut und diese dann zum Tod führen. Fast alle Straßentiere haben Zecken, da sie auf der Suche nach Futter oder Schutz durch Gebüsche und Wälder streifen, wo die Parasiten lauern. Zecken sind auch in Deutschland verbreitet. Tiere in unseren Auffangstationen bekommen ein “Spot-On”, ein Gel in den Nacken geschmiert, welches Zecken und andere Parasiten abwehrt. Es gibt aber noch weitere Abwehrmethoden. Aber Zecken sind auch in weiterer Hinsicht gefährlich, da sie viele Krankheiten übertragen können. Wer eine Zecke an Hund oder Katze findet, sollte diese am besten mit einer Zeckenzange am Kopf packen und in einem Stück entfernen, da ein zurückgebliebener Kopf in den Blutkreislauf des betroffenen Tieres wandern und eine Blutvergiftung verursachen kann. Daher ist es sehr wichtig, den Parasiten restlos zu entfernen.

Flöhe

Flöhe sind ebenfalls sehr verbreitet und springen schnell von einem Tier auf ein anderes über. Einen Befall stellt man fest, indem man das Tier mit einem Flohkamm kämmt und schaut, ob Eier oder Flohkot im Kamm hängen bleiben. Eventuell muss das Tier mit einem speziellen Flohshampoo gebadet werden. Da Flöhe auch an Oberflächen haften, müssen Räume, in denen Katzen sich aufgehalten haben, mit einem Flohspray desinfiziert werden, um einen erneuten Befall zu verhindern.

Krankheiten, die nur Katzen betreffen

FIV

Katze
Katze

Die meisten Katzen und Kater stecken sich beim Geschlechtsverkehr, während des Geburtsvorgangs über die Mutter oder bei Beißereien an, bei denen blutige Verletzungen entstehen und somit eine Übertragung über Blut stattfindet. Eine Ansteckung über andere Körperflüssigkeiten, beispielsweise Spucke oder Niesen, ist nicht möglich. Kater sind häufiger betroffen als Katzen, besonders wenn sie unkastriert sind, da sie häufiger in körperliche Auseinandersetzungen mit Artgenossen geraten und zubeißen oder gebissen werden. Eine Behandlung der Infektion konzentriert sich auf die Symptome. FIV selbst ist nicht behandel- oder heilbar, aber die Symptome sollten auf jeden Fall behandelt werden. Meist hat ein betroffenes Tier bei tierärztlicher Behandlung eine gute Prognose und eine normale Lebenserwartung. FIV schwächt das Immunsystem, was die Katzen anfällig für andere Krankheiten macht. Man sollte sich als Besitzer eines betroffenen Tieres darüber klar sein, dass dadurch eventuell mehr Tierarztkosten für Behandlungen, Untersuchungen und Tests sowie Kosten für Medikamente auf einen zukommen könnten. Um diesem entgegen zu wirken, braucht das Tier eine gute und liebevolle Pflege und wenig Stress. 


Katzenschnupfen

Kater
Kater

Unter Katzenschnupfen versteht man verschiedene Erkrankungen der Atemwege und Schleimhäute, die durch Viren und Bakterien hervorgerufen werden. Es gibt milde und starke Verläufe. Unbehandelt kann ein starker Katzenschnupfen dazu führen, dass das Tier sein Augenlicht verliert oder sogar stirbt.Die Krankheit äußert sich zunächst in Ausfluss aus Augen und Nase sowie vermehrtem Niesen. Bei starkem Verlauf kann es zu einem dicken, gelblichen Ausfluss aus Augen und Nase sowie Geschwürbildung in der Mundschleimhaut kommen. Oftmals verkrusten die Augen und schwellen an. Bleibt dies zu lange unbehandelt, müssen die Augen eventuell entfernt werden und die Katze ist dann ein- oder beidseitig blind. Übertragen wird die Krankheit durch Tropfeninfektion, meist durch Niesen. Aber auch über einen gemeinsam genutzten Napf kann eine Katze eine andere anstecken. Eine infizierte und eine gesunde Katze sollten daher räumlich getrennt werden. Infizierte Katzen sollten keinen Freilauf bekommen, um eine Ansteckung zu verhindern und damit der Körper die Ruhe hat, die Infektion zu bekämpfen. Wird eine bakterielle Infektion bemerkt, ist sie mit Antibiotika sehr gut behandelbar. Vorbeugend kann eine Imfpung die Krankheit verhindern. Die Impfung kann bereits im Alter von wenigen Wochen vorgenommen werden.


"ausgebrochene" FIP

Die FIP (feline Infektiöse Peritonitis) ist eine weltweit verbreitete, unbehandelt tödlich verlaufende Infektionskrankheit, die nur Katzenartige befällt. Sie ist auch heute noch eine der häufigsten Todesursachen bei jungen Katzen. Die FIP-Erkrankung wird durch ein normalerweise eher harmloses Virus hervorgerufen, welches Weltweit verbreitet ist. Es handelt sich um das sogenannte „feline Coronavirus“. Bei Katzen, die an FIP erkrankt sind, ist es zu einer Mutation des Coronavirus gekommen und so daraus das FIP-Virus entstanden. Dies passiert bei ca. 2-5% der mit Corona infizierten Katzen. Ob es bei einer Corona-infizierten Katze zur Mutation kommt oder nicht, ist abhängig vom Alter, dem Immunstatus, der genetischen Anfälligkeit des infizierten Tieres, der Aggressivität des Infektionsstammes und der Infektionsmenge. Die feuchte FIP stellt die "klassische" Variante dar und ist durch Flüssigkeitsansammlungen in der Bauch- und/ oder Brusthöhle gekennzeichnet. Die trockene FIP tritt in Form von knotigen Veränderungen an inneren Organen auf und kann je nach Lokalisation mit unspezifischen bis sehr spezifischen Symptomen einhergehen. Häufig treten Gelbsucht und Blutarmut auf. Bei der okulären Form der trockenen FIP sind Veränderungen in den Augen wie z.B. Blut- oder Fibrinansammlungen in der vorderen Augenkammer und Hornhautveränderungen typisch und bei der neurologischen Form stehen Krämpfe, Anfälle, Lähmungen und Orientierungslosigkeit im Vordergrund. 

Das „feline Coronavirus“ (nicht die FIP) kann über Kot und Körperflüssigkeiten wie Speichel und Niesen übertragen werden. Das Virus kann bis zu sieben Tage außerhalb des Wirtskörpers überleben und eine neue Katze befallen. Wichtig: Bei dem sogenannten FIP-Bluttest beim Tierarzt werden die Antikörper im Blut des Tieres getestet. Das heißt fällt der Wert beim FIP Test positiv aus, ist das Tier mit dem „feline Coronavirus“ infiziert. Es bedeutet NICHT, dass es zu einem Ausbruch der FIB gekommen ist. Um dies festzustellen sind weitere Tests erforderlich. Fast 90-95% aller Straßenkatzen sind mit dem „feline Coronavirus“ infiziert, das betrifft auch Freigänger Katzen in Deutschland. Häufig vertreten ist der Virus aber auch in Mehrkatzenhaushalte oder Tierheimen. Ein Katze mit „feline Coronavirus“ ist nicht schwerkrank und hat im Normalfall keine Symptome, Schmerzen oder Einschränkungen, sodass es keinem Tier anzusehen ist. Diese Tiere haben eine ganz normale Lebenserwartung und verursachen auch keine zusätzlichen Tierarztkosten.